Mittwoch, 1. Januar 2025

Familienleben 2025 - Vorsätze und die Perfektions-Eltern-Falle: Ein Leitfaden für ein entspannteres Familienleben mit praktischen Tipps für den Alltag

Sie nehmen sich im neuen Jahr auch Vorsätze für irgendetwas in Ihrem Familienleben 2025? Irgendwas schaffen andere in Ihrem Umfeld ja doch auch leichter und Sie überlegen da auch etwas davon zu probieren?

Wer kennt sie nicht, die allwissenden Eltern? Sie haben für jede Frage eine Antwort, für jedes Problem eine Lösung und sind stets einen Schritt voraus. Doch mal ehrlich: Wer hat wirklich alle Antworten?

Mit der Erziehung von 3 Kindern im Altersspektrum von mittlerweile 12 bis 21 Jahren, und dass mit viel Selbstreflexion und wenigen und gottseidank keinen echten Krisen, sowie dem Hintergrund als Sozialarbeiter und einer Pädagogin als Partnerin, erlauben wir uns, hier ein paar Tipps, auch mit wissenschaftlichem Hintergrund zu geben. 


Weg von der übermotivierten Theorie, hin zu grundlegenden Erkenntnissen

Perfektion ist ein Mythos. Viel wichtiger ist es, eine tragfähige Beziehung zu unseren Kindern aufzubauen und sich auf die wichtigsten Dinge zu fokussieren. Wie so oft gilt auch hier Qualität zählt vor Quantität.

Grundsätze für die weitere Umsetzung unserer Tipps

Bindung statt Perfektion: Eine sichere Bindung zu unseren Kindern ist das Fundament für ihre gesunde Entwicklung. Grenzen zur Orientierung mit gemeinsamer Reflexion, schönen Erlebnissen, Kuscheleinheiten und offene Gespräche sind wichtiger als ein tadelloser, straff abwicklungsorientierter Tagesablauf.

Fehler machen dürfen: Fehler sind Teil des Lebens und wichtige Lernmomente. Zeigen Sie Ihren Kindern, dass es okay ist, sich zu irren und daraus zu lernen, so lange sie sich bemühen, etwas Schritt für Schritt zu verbessern.

Erleben und lernen statt Stressen: Kinder lernen am besten durch Erfahrung und Reflexion. Lassen Sie Ihrer Kinder Fantasie auch einmal freien Lauf und erkunden Sie Ihre gemeinsame Welt. Das kann auch schon z.B. bei Spaziergängen beginnen, und reden Sie einfach über alles, was Sie sehen, entdecken oder beide einfach beschäftigt. 

Digital Detox: In unserer digitalen Welt ist es wichtig, klare Regeln für den Umgang mit Medien aufzustellen. Schaffen Sie Zeiten, in denen die ganze Familie das Smartphone ausschaltet und gemeinsam Zeit verbringt.

Selbstsorge nicht vergessen: Als Eltern neigen wir dazu, uns selbst hintenanzustellen. Doch nur wenn es uns gut geht, können wir auch für unsere Kinder da sein.


Beginne den Tag mit einem Plan und Ritualen

Es ist gut, den Tag mit einem groben Plan zu beginnen, aber überfordere dich nicht. Ein gesundes Frühstück ist wichtig, aber es muss nicht immer ein perfekter Smoothie aus Superfoods sein. Einfache und nährstoffreiche Mahlzeiten, die leicht zuzzubereiten sind, können den gleichen Zweck erfüllen.

Rituale sind hierbei von großer Bedeutung: Regelmäßige Rituale geben Kindern Sicherheit und Struktur. Sie helfen, den Tag vorhersehbar und stabil zu gestalten. Das können kleine Dinge sein, wie ein gemeinsames Frühstück, eine Geschichte vor dem Schlafengehen oder ein tägliches Spaziergangsritual. Folgen Sie diesen Ritualen konsequent, aber ohne Zwang. Flexibilität ist wichtig, um nicht in Starrheit zu verfallen.


Fördern Sie Bildung – aber in Maßen

Natürlich ist es großartig, einen Teil der Freizeit der Kinder für interessante Lernerfahrungen oder sogar in Kurse für ihren Nachwuchs zu investieren. Planen Sie auch die Zeit für das Lernen und Wiederholen des Schulstoffes in vernünftigen Zeiträumen - der Schul- und Lernalltag der Kinder ist oft schon verplant genug - lieber konsequent ein vernünftiges Ausmaß, als konstant zu viel! Fördern Sie die Selbständigkeit der Kinder in dem, was ihnen Spaß macht, und unterstützen Sie vorwiegend nur dort, wo das Kind wirklich Unterstützung oder nur Motivation braucht!

Aber manchmal ist ein entspannter Plausch oder gemeinsames Spielen oder einfach gemütlich Zeit zu verbringen genauso wertvoll, vor allem dazwischen. Kinder brauchen auch Momente der Entspannung und des Ungezwungenen.


Freizeitaktivitäten: Qualität vor Quantität

Es ist toll, dass Kinder verschiedene Fähigkeiten erlernen, aber übertreibe es nicht mit dem Zeitplan. Wenige, aber gut ausgewählte Aktivitäten, die wirklich Spaß machen und Interesse wecken, sind oft besser als ein überfüllter Terminkalender. Ermutige deine Kinder auch, Zeit zum freien Spielen zu haben, was ihre Kreativität fördert.


Abendliche Reflexion und Planung

Es ist hilfreich, den Tag zu reflektieren, aber setze dir keine unrealistischen Ziele. Überlege dir ein oder zwei Dinge, die du morgen anders machen könntest, und sei stolz auf das, was gut gelaufen ist. Perfektion ist nicht das Ziel; Fortschritt und positive Erlebnisse zählen mehr. Erkläre dass auch Deinen Kinder und besprechen Sie ab und zu auch Ihren und den Tag der Kinder gemeinsam, aber auch das nicht mit zwang, sondern es reicht auch alle paar Tage einmal, dann kommen die Kinder auch von selbst!


Allgemeine Leitlinien und Disziplin sind wichtiger als unnachgibige Autorität

Disziplin (im Sinne auf Konzentration auf das Wesentliche) ist auch uns als verantwortungsvolle Eltern immer besonders wichtig gewesen, weil es auch eine Kernkompetenz in allen Lebensbereichen ist. Dennoch beachten Sie bitte; anstatt sich in den kleinen Details zu verlieren, fokussieren Sie lieber auf allgemeine Leitlinien: die wichtigesten Inhalte oder wesentlichsten Erledigungen z.B. in der Schule und Achtsamkeit gegenüber Anderen, aber alles mit Geduld und konsequentem Dranbleiben und auch einmal nur Schritt für Schritt Unterstützung zur Verbesserung. Diese Grundsätze helfen, auch in stressigen Zeiten einen klaren Kopf zu bewahren und die Bedürfnisse der Kinder neben den wichtigsten Zielen und auch kleinen Fortschritten nicht aus den Augen zu verlieren!


Umgang mit unerwünschtem Rat aus Familie und Freundeskreis

Unzählige Großeltern, Freunde und Bekannte haben zweifellos die besten Tipps für Sie parat. Hören Sie ihnen zu, aber lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Sie kennen Ihr Kind am besten und wissen, was für es das Richtige ist. Bedanken Sie sich für den Rat und erklären Sie freundlich aber bestimmt, dass Sie 


Fazit: Eltern sein ist jederzeit ein großartiges und bereicherndes Abenteuer für alle zusammen

Eltern zu sein ist eine wunderbare, aber auch herausfordernde Aufgabe. Es gibt kein Patentrezept für die perfekte Erziehung. Wichtig ist, dass wir unseren Kindern bedingungslose Liebe geben, ihnen so gut wie möglich Vertrauen schenken und sie in ihrer Entwicklung nach besten Wissen und mit ein wenig Geduld unterstützen. Ingesamt wichtig ist, den bestmöglichen Rahmen und vor allem eine möglichst klare Orientierung aus Ihren Lebensweisheiten und teilweise gemeinsamen Erfahrungen zu bieten. Und ja, manchmal ist es okay, einfach nur zu sein und jeden schönen Moment gemeinsam zu genießen!

Falls Sie also den Neujahrsvorsatz haben, Ihr Familienleben etwas entspannter zu gestalten, dann hoffen wir, Sie können unsere hilfreichen Tipps nutzen und vergessen Sie nicht: Nur eines ist sicher,  perfekte Eltern gibt es nicht, aber im Großen und Ganzen wirklich glückliche Familien schon!


Aus unseren Quellen und für Interessierte zum Weiterlesen ein paar ausgewählte relevante wissenschaftliche Fakten zum Thema:

1. Bindungstheorie:

https://www.simplypsychology.org/attachment.html

   Zusammenfassung: Die Bindungstheorie besagt, dass frühe Bindungserfahrungen die emotionale und soziale Entwicklung eines Kindes grundlegend prägen. Eine sichere Bindung zu primären Bezugspersonen fördert Selbstvertrauen, Resilienz und die Fähigkeit, gesunde Beziehungen im späteren Leben aufzubauen.

2. Growth Mindset:

   - Dweck, C. S. (2006) "Mindset: The New Psychology of Success", siehe auch https://www.mindsetworks.com/science/)

   Zusammenfassung: Dwecks Forschung zeigt, dass Menschen mit einem "Growth Mindset" - dem Glauben, dass Fähigkeiten durch Anstrengung entwickelt werden können - resilienter sind und bessere Lernfortschritte erzielen. Im Gegensatz dazu kann ein "Fixed Mindset" - der Glaube, dass Fähigkeiten unveränderlich sind - die Lernmotivation und -leistung beeinträchtigen.

3. Digitale Medien und kindliche Entwicklung:

   - American Academy of Pediatrics (2016). *Media and Young Minds*. (https://pediatrics.aappublications.org/content/138/5/e20162591)

   Zusammenfassung: Die Studie betont - bei gleichzeitiger Berücksichtigung von positiven Auswirkungen eines altersgerechten und gezielten Medienkonsums - die Notwendigkeit, den Medienkonsum von Kindern zu begrenzen und zu überwachen. Übermäßiger Bildschirmkonsum kann die kognitive, sprachliche und sozial-emotionale Entwicklung beeinträchtigen, während ein ausgewogener und altersgerechter Medienkonsum positive Lerneffekte haben kann.

5. Bedeutung von Ritualen in der Familie:

   - Fiese, B. H. (2000). "Family Routines and Rituals"  

https://www.academia.edu/12605693/Family_Routines_and_Rituals 

   Zusammenfassung: Die Forschung zeigt, dass Familienrituale eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Familienidentität und des Zusammenhalts spielen. Regelmäßige Rituale fördern das Gefühl von Stabilität und Zugehörigkeit und können als Puffer gegen Stress und Veränderungen dienen.

6. Autoritative Erziehung:

https://de.wikipedia.org/wiki/Autoritative_Erziehung 

   Zusammenfassung: Baumrinds Forschung zeigt, dass der autoritative Erziehungsstil, der Wärme und Unterstützung mit klaren Grenzen und Erwartungen kombiniert, die besten Entwicklungsergebnisse bei Kindern erzielt. Dieser Ansatz fördert Selbstständigkeit, Selbstregulation und soziale Kompetenz besser als autoritäre oder permissive Erziehungsstile.