Viele, die mit einem Wohnmobil bzw. Campingbus unterwegs sind, wollen nicht jede Nacht auf einem Campingplatz bleiben und vor allem nicht jede Nacht eigentlich nur fürs mehr oder weniger Parken im rollenden Eigenheim bezahlen.
Dass es abgesehen von günstigeren Stellplätzen auch viele kostenlose, dazu noch automatisch nachhaltige und vor allem legale und noch dazu perfekt gelegene Übernachtungsplätze für das Erkunden der Umgebung oder Natur gibt, möchten wir mit diesem Artikel zeigen. Wir geben Ihnen hier 9 Tipps für das möglichst kostenlose, legale und gleichzeitig nachhaltigste Übernachten unterwegs mit Ihrem Erholungsvehikel!
"Frei stehen" heißt also nicht automatisch "halblegal" parken oder "wild campen", denn wer die ländliche oder urbane Umgebung bzw. Natur genießen will, kann sie auch einfach und respektvoll vom richtigen Platz aus perfekt erkunden!
Viel Spaß also beim Lesen und Planen der nächsten Tour mit Ihrem Erholungsvehikel!
Es ist immer wieder schwierig beim frei stehen bzw. wildcampen nicht automatisch Verbote bzw. gesetzliche Regeln einzuhalten. Darunter leidet nebenbei oft auch die Natur oder AnrainerInnen fühlen sich potentiell gestört. Beides lässt sich aber ganz einfach und noch dazu kostenlos bis supergünstig vermeiden.
1. kurzfristiges Parken auf öffentlichen Parkplätzen in Dörfern oder Städten ohne direkten Stell- bzw. Campingplatz (am besten am Ortsrand bzw. in Industriegebieten) nur zum Übernachten
In vielen europäischen Ländern gilt öffentliches Parken auf gekennzeichneten Parkplätzen im abgestellten Fahrzeug über Nacht zum Wiederherstellen der Fahrtüchtigkeit als legale Möglichkeit außerhalb eines Campingplatzes auch im Erholungsvehikel zu schlafen.
Damit dies aber auch als "Parken" und nicht als Campen gilt, müssen Sie sich auch so verhalten:
- Bleiben Sie so kurz wie möglich und maximal 24 Stunden bzw. nur EINE Nacht.
- Vermeiden Sie jede Art von Lärm, denn parkende Autos machen auch keinen!
- Hinterlassen Sie KEINERLEI Spuren und nehmen Sie Ihren gesamten Müll mit! Denn selbst wenn Abfallbehälter am Parkplatz sind, sind diese nicht für Ihren gesamten Mülleimer aus dem Wohnmobil gedacht!
- Bleiben Sie freundlich, auch wenn Sie kritisch angesprochen werden und erklären Sie einfach, dass Sie nur übernachten möchten, weil Sie zu müde zum Weiterfahren sind und auch am nächsten Tag - vielleicht nach einem kurzen Spaziergang durch den schönen Ort - wieder weiterfahren. Dafür sind ja Parkplätze auch rechtlich gedacht und alle Personen (inkl. Polizei) mit denen wir gesprochen haben, hatten dafür Verständnis. Wenn Sie dann noch fragen, wo es eine lokale Bäckerei oder Lebensmittelgeschäft bzw. Restaurant für das Frühstück gibt, verstehen die AnrainerInnen auch, dass Sie ja sogar die lokale Wirtschaft ein wenig fördern und somit nicht nur am Campingplatz auch Geld im Ort ausgeben.
Wenn Sie also unterwegs eine Übernachtungsmöglichkeit brauchen, finden Sie alle Möglichkeiten vor Ort am besten in unserem Beitrag inkl. Metasuche hier, die Sie auch generell immer auf unserem Blog ganz unten im entsprechenden Suchfeld gegenüber dem Disclaimer finden.
Es gibt aber noch bessere Alternativen:
2. Parken bei lokalen Betrieben nach Konsumation
Gerade wenn Sie bei einem Betrieb mit eigenem Parkplatz vor allem kurz vor Ladenschluss etwas gekauft bzw. konsumiert haben, kann man fragen, ob man auf dem Platz über Nacht parken kann. Sagen Sie gleich dazu, dass sie wirklich NUR PARKEN möchten und gleich in der Früh wieder weiterfahren. Gerade Restaurants oder Gasthäuser mit Parkplätzen, wo sie gerade gut gegessen haben, aber auch Geschäfte (v.a. in Einkaufs- bzw. Industriegebieten bzw. generell am Ortsrand) sind hier oft sehr entgegenkommend, wenn Sie ohnehin gerade eingekauft haben.
Auch das Einkaufen bei lokalen Betrieben stärkt vor allem die wirtschaftliche aber auch die ökologische Nachhaltigkeit, vor allem wenn Sie dann noch regionale und möglichst biologische Produkte kaufen!
Auch bei Ausflugszielen kann man auf Anfrage vor oder nach dem Besuch oft übernachten.
Bedanken Sie sich vor der Abreise möglichst nochmals persönlich bei den Betrieben oder hinterlassen Sie eine kurze schriftliche Nachricht. Je besser die Erfahrungen der Betriebe mit Wohnmobilfahrern sind, umso öfter wird eine Übernachtung für alle möglich sein!
3. Bauernhöfe mit kostenloser Übernachtungsmöglichkeit
Eine relativ neue Art von legalen Stellplatzverzeichnissen mit kostenlosen Übernachtungsmöglichkeiten auf Bauernhöfen haben sich in verschiedenen Ländern entwickelt.
Die Mitgliedskarte kostet jährlich nur ca. 35-40 EUR und damit erhalten Sie alle Adress- und Detaildaten.
Sie können somit bei ALLEN teilnehmenden Betrieben kostenlos für eine Nacht bleiben. Natürlich wird es gerne gesehen, wenn Sie etwas kaufen, aber manche haben auch kleine Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten gegen geringe Gebühren - jedenfalls viel billiger als ein Campingplatz oder manche Stellplätze!
Diese wirklich tollen Möglichkeiten gibt es schon in mehreren Ländern über das FEFI-Netzwerk:
Deutschland - Landvergnügen
Österreich - Schau aufs Land bzw. Bauernleben
Schweiz - Swissterroir
Frankreich - France Passion
Großbritannien und Irland - Britstops
Spanien - Espana Discovery
Schweden - Swedestops
Dänemark - Pintrip
Auch hier gibt es generell ein paar Regeln zu beachten:
- Sie sind auf keinem Campingplatz, also nehmen Sie nur so wenig Platz wie möglich in Anspruch. Fragen Sie auch explizit nach, ob das Aufstellen von Tischen und Sesseln erlaubt ist.
- Zünden Sie keinen einen Griller an und verwenden Sie auch keinen Gasgriller, wenn dies nicht ausdrücklich erlaubt ist!
- Betreten Sie keine Betriebsgelände bzw. besuchen oder füttern Sie keine Tiere, ohne vorherige Absprache mit den Gastgebern.
- Vermeiden Sie jede Art von Lärm.
- Bleiben Sie maximal 24 Stunden auf einem Hof.
- Hinterlassen Sie nichts und nehmen Sie möglichst Ihren gesamten Müll mit, wenn es keine extra für Wohnmobilfahrer vorgesehenen Entsorgungsmöglichkeiten am Hof gibt.
4. Offizielle kostenlose bis günstige Stellplätze
Auf stellplatz.info gibt es aktuell 1740 Stellplätze für bis zu 10 EUR pro Nacht in Europa. Wer also wirklich günstig verreisen möchte, wird hier auch vorab schon jedenfalls fündig.
Darüber hinaus gibt es immer mehr öffentliche Stellplätze von Gemeinden oder Kommunen, die uns Reise-/Wohnmobilfahrer als interessante Zielgruppe erkannt haben. Auch hier empfiehlt es sich beim Zielort auch einmal bei der Gemeinde- bzw. Stadtverwaltung aktuell nachzufragen.
Wie Sie abgesehen vom Übernachten noch kostengünstig und gleichzeitig nachhaltig mit dem Erholungsvehikel unterwegs sein können, verraten diesen weiteren Tipps
5. Bewusst packen und nachhaltig ver- und entsorgen.
Packen Sie nur das ein, was sie wirklich brauchen! Je weniger Gewicht umso weniger Spritverbrauch und somit umso weniger Emissionen!
Füllen Sie den Frischwassertank nur halb voll, denn bei Stellplätzen oder oben genannten Bauernhöfen können Sie sich jederzeit mit Frischwasser versorgen!
Lassen Sie bei jeder legalen Möglichkeit Ihr Abwasser ab - aber eben nur auf gesonderten Einrichtungen an Stell- oder Campingplätzen und NIEMALS in der Natur!!!
6. Die richtige Route finden
Bei jeder Reise hat die An- und Abreise die größten Auswirkungen auf Umwelt und auch das Geldbörserl. Daher ist es umso wichtiger, welche Route Sie wählen, um möglichst direkt, zeit- und kostensparend mit dem Erholungsvehikel am Zielort ankommen!
Auch wir fahren gerne einfach drauf los, aber überlegen uns zumindest das erste Ausflugsziel und hier beginnt dann schon die richtige Planung. Also über Google Maps oder sonstige Onlinekarten die Route wählen und gleich die Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeit möglichst am Weg oder in der Nähe mit einplanen. Das können Sie für ein paar Tage im vorhinein aber auch von Tag zu Tag machen, denn genau diese Individualität macht ja das verreisen mit dem Erholungsvehikel aus!
Die größte Umweltbelastung kommt noch immer vom Treibstoff, den wir aber brauchen, um überhaupt von A nach B zu kommen. Deswegen sollten wir alle den Verbrauch so gering wie möglich halten.
Das geht vor allem auch dadurch, dass Sie vor der Abreise jedenfalls den Reifendruck testen. Ein falscher Reifendruck kostet ca. 5% mehr Treibstoffverbrauch!
Vermeiden Sie am Zielort Kurzstrecken mit dem Erholunsvehikel. Nehmen Sie Fahrräder mit oder leihen Sie welche vor Ort. (Aber Vorsicht: Fahrräder bedeuten neben mehr Gewicht auch schlechtere Aerodynamik und somit wesentlich höheren Spritverbrauch, vor allem bei längerem Anreiseweg).
7. Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel
Auch wenn Sie mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs sind, entdecken Sie vor allem Klein-/Städte am besten mit regionalen öffentlichen Verkehrsmitteln.
Auch nahegelegene Orte entdecken Sie perfekt mit regionalen Zügen und somit auch gleich die Umgebung auf unkomplizierte Art und Weise.
8. Vermeiden Sie Müll und entsorgen Sie richtig (gilt nicht nur für den Urlaub unterwegs!)
Verwenden Sie unterwegs die eigene Trinkflasche.
Benutzen Sie beim das eigene Einkaufssackerl
Entsorgen Sie Müll auf entsprechenden offiziellen Abfallsammelstellen oder in den großen Müllbehältern auf Autobahnraststellen und achten Sie auf die Mülltrennung!
Kleinere Müllbehälter an öffentlichen Straßen sind nicht für den gesamten Inhalt Ihres Müllbehälters im Wohnmobil!
9. Gehen Sie sparsam mit Wasser und Strom um
Nicht nur der bewußte Umgang mit Wasser, sondern vor allem der Stromkonsum sollte gerade im Urlaub eingeschränkt stattfinden.
Ein Photovoltaikmodul, sei es mobil oder fest verbaut, ermöglicht es länger unterwegs zu sein, ohne an die Steckdose zu müssen.
Lieber einmal ein Buch lesen, wieder einmal ein Bild zeichnen oder malen, ein Brettspiel spielen, oder ähnliches, statt vor dem Handy oder Fernseher zu sitzen. Gerade der Urlaub soll doch andere Erlebnisse bieten als der Alltag.
Nutzen Sie auch die Zeit um ein Logbuch bzw. Reisetagebuch zu schreiben, denn Sie werden es auch später einmal gerne wieder lesen und sich abseits von Fotos an tolle oder lustige Erlebnisse erinnern. Am schönsten wird es, wenn alle Familienmitglieder etwas dazuschreiben! Dann lassen Sie eine Seite Platz für Fotos, die Sie später oder bei Gelegenheit auch am Urlaubsort z.B. in Drogerien oder Foto-Geschäften ausdrucken und gleich einkleben!
Besorgen Sie sich einen MP-3-Player, der wesentlich weniger Strom verbraucht als ein Handy!
Manche werden sich die Frage stellen, ob es überhaupt möglich ist, mit einem Wohnmobil oder Campingbus nachhaltig zu Reisen im Hinblick auf den CO2-Fußabdruck.
Auch hierzu haben wir gute Nachrichten. Entsprechend einer unabhängigen Studie des Instituts für angewandte Ökologie zum Vergleich verschiedener Reiseformen liegt das Reisen mit dem Wohnmobil hinsichtlich der CO2-Äquivalenz bei 4 Personen bereits in der Nähe von Bahnreisen.
Generell gilt also, dass Reisen mit dem Wohnmobil durchaus mit geringeren CO2-Emissionen verbunden sind als Reisen mit dem Flugzeug oder dem Pkw und Hotelübernachtungen. Der Umweltvorteil fällt umso höher aus, je mehr Personen gemeinsam im Wohnmobil reisen und je kürzer die Wegstrecke zum Reiseziel ist.
Weitere Tipps für wirklich einfach nachhaltiges Reisen finden Sie unter:
Unter fairunterwegs.org gibt es eine Übersicht von Labels, die zumindest im Prinzip eine Orientierungshilfe bei der Wahl von qualitativ hochstehenden, umwelt- und sozialverantwortlichen Angeboten bieten.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie somit eine wundervolle Reise, die gleichzeitig nachhaltig wirkt, vor allem bei den schönen Eindrücken!