Freitag, 10. Juni 2016

Fingerfarben - gefährliche Produkte und gute Alternativen

Fingerfarben sind schon für die kleinsten Kinder eine tolle Möglichkeit kreativ zu sein und ein Blatt Papier oder auch sich selbst ohne große Hilfsmittel nach Herzenslust zu verzieren.

Wegen der vielfältigen Möglichkeiten sind sie auch in Kindergärten beliebt. Die Farben gelangen dabei nicht nur auf Hand, Haut oder Kleidung, sondern bei kleineren Kindern beim (trotz Bitterstoffen) auch manchmal in den Mund. Da sollte man annehmen, dass bei einem derart vielfältig verwendbaren Kinderspielzeug keine Gesundheitsgefährdung besteht - leider gilt für die meisten handelsüblichen Fingerfarben eher die Regel: FINGER WEG!

Es gibt aber auch gute Alternativen im Handel oder zum selbermachen!



Die Zeitschrift Konsument berichtet in der Ausgabe 2/2016, dass in handelsüblichen Fingerfarben gefährliche Schadstoffe (Formaldehyd) nachzuweisen sind. Formal­dehyd (abspaltende Biozide wie z.B. Bronopol oder DMDM) wirkt keimtötend, konservierend und desinfizierend und wird somit als Konservierungsmittel in Farben verwendet, kann allerdings bei Hautkontakt allergen wirken und gilt als Krebs-fördernd.
Nur eines der insgesamt 14 getesteten Produkte wird vom Verein für Konsumenteninformation als empfehlenswert betrachtet: Ökonorm Nawaro Fingerfarben A-Set 

Auch die Zeitschrift Ökotest hat bereits in der Ausgabe 9/2013 ähnliches berichtet und kann von 14 Produkten nur 2 empfehlen. Nur die „sehr guten“ Eco Fingerfarben von SES und die „guten“ Nawaro Fingerfarben von Ökonorm sind empfehlenswert.

Ökotest gibt aber zu bedenken:
  • Die „sehr gute“ und auch die „gute“ Fingerfarbe im Test sind zwar nicht gesundheitsschädlich, aber auch kein Nahrungsmittel, das man bedenkenlos essen kann. Deshalb müssen Kinder von Anfang an entsprechend angeleitet werden: Finger nicht ablecken, Hände waschen, nicht gleichzeitig essen und malen.
  • Fingerfarben verkeimen leicht; dann wachsen gesundheitsschädliche Schimmelpilze. Das lässt sich vermeiden, wenn man für die Kinder etwas Farbe in kleine Schalen oder Eierkartons abfüllt, damit sie nicht immer in die Originaltöpfchen fassen. Angebrochene Farben kühl aufbewahren.

 

Gesunde Fingerfarben einfach selbst gemacht

Eine oft kostengünstigere und vor allem gesundheitlich unbedenkliche Variante von Materialien für kleine und große Künstler sind selbstgemachte Fingerfarben. Mit Zutaten, die in jedem Haushalt vorhanden sind macht schon das Zusammenmischen den Kindern großen Spaß! Nachfolgend ein einfaches Rezept sowie Möglichkeiten Pflanzenfarben selbst herzustellen (Quelle: Energie und Umweltberatung Niederösterreich - images.umweltberatung.at/htm/bastelspass-info-umweltbildung.pdf).

1/2 Tasse heißes Wasser
6 gehäufte Esslöffel glattes Weizenmehl
Bio-Lebensmittelfarben oder Pflanzenfarben

Mehl und heißes Wasser vermengen. Die Masse mit einem Löffel gut verrühren, bis sie eine teigige Konsistenz hat und nicht mehr vom Löffel „tropft“. Nun so lange Lebensmittel- oder Pflanzenfarbe dazu mischen bis die Masse den gewünschten Farbton hat. Wenn die Masse zu fest wird, etwas Wasser bzw. wird die Masse zu feucht, etwas Mehl zugeben. Die Fingerfarbe kann in Gläsern mit Deckeln im Kühlschrank ein paar Tage aufbewahrt werden. Bei Verwendung die Fingerfarbe in eine kleine standfeste Schüssel umfüllen.

Pflanzenfarben selbst herstellen

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, um Naturfarben herzustellen. Die bekannteste ist die Verwendung von Pflanzen (Färbepflanzen). Einige Pflanzen und Früchte färben sehr stark, daher bei der Herstellung Handschuhe und Arbeitskleidung benutzen.
Kinder sollten alte Kleidung beim Basteln, Kneten und Malen tragen und Unterlagen (altes Zeitungspapier) verwenden. Folgende Pflanzen eignen sich sehr gut zur Farbgewinnung:
  • gelb: Rhabarberwurzeln, Löwenzahn, Birken-blätter, Färberkamille, auch Gewürze wie Curry und Gelbwurz
  • hellgelb - rostbraun: Zwiebelschalen
  • rot: Rote Rübe, Malventee, Hagebutten, Kirschen
  • blau: Holunder- und Heidelbeeren
  • violett: Rotkohlblätter, Brombeeren, Heidel-beeren, schwarze Johannisbeeren
  • grün: Himbeer- und Brombeerblätter, Eber-eschenblätter, Brennnesselblätter, Spinat, Petersilie
  • sandfarben: Birkenrinde
  • braun: weiche, grüne Walnussschalen
  • braun-schwarz: schwarzer Tee, starker Kaffee
Zur Herstellung der Farbe werden die entsprechenden Pflanzenteile kleingeschnitten, mit etwas Wasser in einem Topf zu einer breiigen Masse verrührt und ca. 10 Minuten lang bei mittlerer Hitze gekocht. Den Sud durch ein Sieb gießen und die Farbe in Gläsern aufbewahren.
Wird die Farbe aus Beeren gewonnen, ist es besser, die Beeren auszupressen, wobei der Beerensaft mit einer Gabel durch ein Sieb gepresst wird. Bei Gewürzen genügt es, diese mit wenig Wasser anzurühren. Für das Braun der Walnussschalen ist es am besten, wenn man die weichen, grünen Schalen einen Tag in wenig Wasser einweicht und dann durchsiebt. Mit den gesiebten Farben kann bereits gemalt werden.